Friaul-Julisch Venetien - Die urwüchsige Seite der Dolomiten
Eingezwängt zwischen dem österreichischen Bundesland Kärnten im Norden, Slowenien im Osten und Venetien im Westen liegt die autonome Region Friaul-Julisch Venetien. Knapp die Hälfte der Fläche wird von mächtigen Felsmassiven geprägt, die im deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannt sind. Neben den Karnischen und den Julischen Alpen gehören dazu die Friaulischen Dolomiten - eine Dolomitenregion mit urwüchsigen Tälern, schroffen Gipfeln, verträumten Dörfern und spitzen Felsnadeln.
Abgesehen von einigen ambitionierten Kletterenthusiasten verirren sich nur wenige Touristen in die Bergregion der Friaulischen Dolomiten. Die hellen Kalksteinformationen erheben sich östlich des Flusses Piave und der Cima die Preti ist mit einer Höhe von 2.706 Metern der höchste Gipfel in dieser Dolomitenregion. Einsame Pfade führen durch tiefe Wälder und an abgelegenen Wiesen vorbei. Wanderer passieren spitze Felsnadeln wie den Campanile di Val Montanaia. Der schlanke Felsturm besitzt eine Höhe von 2.173 Metern und ist das Wahrzeichen der ganzen Region. Wie ein erhobener Zeigefinger ragt er 300 Meter hoch am Ende des Val Montanaia auf. Monte Duranno, Pramaggiore und Spalti di Torro heißen markante Felsgipfel in den Friaulischen Dolomiten, die zwar nicht den Bekanntheitsgrad des Rosengartens oder der Geislerspitzen haben, den berühmten Felsmassiven in Südtirol an Schönheit und Erhabenheit jedoch nicht nachstehen.
Komplett unbesiedelt ist der Naturpark Friauler Dolomiten, der sich auf einer Fläche von 37.000 Hektar erstreckt und im Jahr 1996 gegründet wurde. Fünf Steinadlerpaare brüten in den alpinen Hochlagen des Gebirges. Die Aussichten, während einer Wanderung auf Gämsenrudel oder Steinböcke zu treffen, sind im Naturpark Friauler Dolomiten bedingt durch die Abgeschiedenheit besonders groß. Der Naturpark erstreckt sich vom Val Cellina über das Val Tramontina bis zum Hochtal des Tagliamento. Im Gegensatz zu den Dolomitenregionen Südtirols und des Trentinos dominiert in der Bergwelt der Friaulischen Dolomiten Stille und Einsamkeit. Lediglich einige Selbstversorgerhütten und als Biwakschachteln bezeichnete Schutzhütten in Fertigbauweise dienen in den hochalpinen Regionen als Unterschlupf.
Am Rande des Naturparks liegen die Dörfer Casso, Andreis, Erto und Forni di Sotto, in denen die wenigen Besucher mit herzlicher Gastfreundschaft empfangen werden. Rustikale alpenländische Hausmannskost mit Polenta und Würstchen wird in den Trattorien serviert. Dazu gibt es exzellente Weine, die aus den südlichen Regionen Friaul-Julisch Venetiens stammen. Beinahe jedes Dorf in den Friaulischen Dolomiten besitzt ein eigenes Naturpark-Besucherzentrum, wo den Besuchern die Tier- und Pflanzenwelt und die Geologie der Dolomitenregion nähergebracht wird. Im Informationszentrum Diga del Vajont wird die todbringende Flutkatastrophe aus dem Jahr 1963 dokumentiert, bei der mehr als 2.000 Menschen in der Ortschaft Longarone ums Leben kamen. Damals brachte ein gewaltiger Erdrutsch den gefüllten Stausee Lago di Vajont zum Überschwappen und eine gewaltige Flutwelle raste hinab ins Tal.
Wanderer müssen auf Exkursionen in den Friaulischen Dolomiten Pioniergeist entwickeln, denn die Pfade im Gebirge sind schlecht oder gar nicht markiert. Ein guter Orientierungssinn ist selbst auf dem Dolomiten-Höhenweg 6 gefragt, der quer durch die Bergregion verläuft und einige anspruchsvolle Abschnitte zu bieten hat. Oft folgen die Wanderwege alten Köhler- und Bergbauernpfaden, die vor Jahrhunderten angelegt wurden. Exklusive Hotels gibt es in den Friaulischen Dolomiten kaum. Als Übernachtungsmöglichkeit bieten sich vorrangig Landgasthöfe und Pensionen an, die mit ihrem familiären Charme überzeugen.
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Titelbild: Kanjavec (central), seen from the Razor summit: Fotograf Borut Kantuser unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.